Trio will sich bis nach Timmendorf wühlen

Derby-Kontrahentinnen Kristin Stöckmann und Sandra Peter machen im Sand mit Henry Glöckner gemeinsame Sache

Am Sonntag könnten sie sich die Augen auskratzen, tags darauf schon wieder ein Herz und eine Seele sein. Kristin Stöckmann (30) und Sandra Peter (27) schmettern beide in der 2. Bundesliga, nur eben in zwei unterschiedlichen Teams. Die eine beim VV Grimma, dem Primus, die andere beim Novizen Lok Engelsdorf. Das birgt Sprengstoff. Schließlich wünscht die eine der anderen, zumindest im Derby in der Muldentalhalle (16 Uhr), die Pest an den Hals. Das würden auch blind ihre Trainer Darko Despotovic (VVG) und Ronny Lederer (Lok) unterschreiben. 

Heikel nur, dass das Grimma-Engelsdorf-Duo in den kommenden Monaten im Sand gemeinsam angreifen will. Damit beim Wühlen im feinen Untergrund nichts schiefgeht, wird sich seit gut einem Monat eisenhart auf die Smart-Beach-Tour vorbereitet. Und zwar neben dem Hallentraining. Nicht ganz so sehr begeistert sind in der Regel die Trainer, wenn eine Spielerin mit Sand zwischen den Zehen auf dem Parkett auftaucht. "Aber solange die Leistung in der Halle stimmt, legt einem da keiner Steine in den Weg", sagen die Mädels unisono. 

Ganz gelassen sieht das der Beach-Coach der beiden. Henry Glöckner, selbst Zweitliga-Spieler bei den L.E. Volleys, ist der Schleifer für das große Ziel Timmendorfer Strand. "Der Ball ist immer rund. So schwer ist der Spagat nicht", wiegelt er ab. Allerdings öffnet sich eine andere Schere. Glöckner ist zarte 23, "Stöcki" erhabene 30 Jahre alt. 

Der Jüngere sagt also der Älteren, wo der Hase langläuft. Immerhin war Kristin Stöckmann vierfache Deutsche Meisterin im Jugendbereich, Beach-Meisterin 2004, hat in der 1. Bundesliga angegriffen und sogar schon vor drei Jahren einmal die Schuhe an den Nagel gehängt.

Warum also der Trainer Glöckner? "Erst war ich da schon ein wenig skeptisch und dachte, wir sollten die Kirche mal im Dorf lassen", beschreibt die gebürtige Meißenerin ihre ersten Eindrücke. Die schwanden rasch: "Seine Fehleranalyse ist unheimlich gut." 

Und knallhart. "An der Athletik müssen wir arbeiten. In der Ernährung und im Kraftaufbau liegen die Reserven", sagt Glöckner. "In der Erfahrung und Abgebrühtheit liegen ihre Stärken", beleuchtet der Coach die andere Seite der Medaille. Damit das bis zum Auftakt der Beach-Tour ausgewogen ist, geht es Anfang April für eine Woche ins Beach-Trainingslager. Dann zum Endspurt in der Hallensaison, bevor der Fokus komplett auf den Sand gerichtet wird. 

"Klar sind andere besser", weiß auch Sandra Peter um die harte Konkurrenz beim Kampf um Ranglistenpunkte zur Deutschen Meisterschaft. Schließlich ist das Feld bei Masters-Turnieren auf 16 Teams begrenzt. Stöckmann/Peter sind derzeit 21. der Setzliste. Heißt: Die Mädels müssen in die Qualifikation. Die beginnt schon freitags. Während Sandra das mit Urlaubstagen einigermaßen abfedern könnte, stehen bei Stöcki die Aktien anders. Sie ist Grundschullehrerin und kann nicht einfach mal fehlen: "Deswegen lassen wir ein paar Turniere aus." In den Sommerferien geht das dann reibungslos über die Bühne. 

Das Ziel, die Quali für die Deutsche Meisterschaft zu schaffen und am Timmendorfer Strand in die Arena zu steigen, ist greifbar. Davon ist Glöckner, der zwei- bis dreimal in der Woche die Damen anleitet, überzeugt. An der Annahme muss noch ein wenig gefeilt werden. 

Annahme, Zack, Bumm! So und nicht anders lautet die Taktik für die Shooterinnen. Womit wieder das Derby im Spiel ist. Und die verbale Eiszeit. Während Grimma die Ananas holen kann, geht es für Engelsdorf ums Liga-Überleben.

Alexander Bley (www.lvz-online.de, 28.3.2015)

Foto (Christian Modla) : Herzbube mit Beach-Ladies: L.E.-Volleys-Libero Henry Glöckner bringt als Trainer das Grimma-Engelsdorf-Duo Kristin Stöckmann (l.) und Sandra Peter auf Trab.